Die Sprache des Bergmannes

 

Trotz des allmählichen Verfalles des alten Bergmannstandes haben sich doch einige Überreste aus der alten Zeit herüber gerettet auf unsere Tage; es sind dies vornehmlich die Ausdrucksweise des Bergmannes und seine Tracht.

Die Sprache des Bergmannes ist reich an verschiedenen Ausdrücken, deren er sich bedient, um Werkzeuge und Geräte, Tätigkeiten und Einrichtungen zu bezeichnen. Alle diese Ausdrücke, deren Wurzeln sich in vielen Fällen kaum mehr auffinden lassen, entstammen früheren Jahrhunderten; sie erhielten sich durch Überlieferung und sind den Bergleuten von heute noch ebenso eigen wie den Alten vor Hunderten von Jahren.

"Schlägel" und "Eisen" bilden das Gezähe des alten Bergmannes neben einer Anzahl Bohrer, auch "Gebähr" oder "Geböhr" genannt. Beim Bohren mußte der Häuer nach jedem Schlage den Bohrer regelmäßig im Bohrloch umsetzen; tat er dies nicht, so entstand bei ungleichmäßig hartem Gestein eine Falle, dann "saß ein Fuchs im Loch". Handfäustel, Schlenkerfäustel, Schrämmspieß und Krätzer vervollständigten das Gezähe. War ein Bohrloch gebohrt, so wurde es "besetzt" und mittels eines Zündhalmes und Schwefelmännchens "abgetan". Das hereingebrochene Hauwerk mitsamt dem Toberich wurde in Hunte gefüllt und zum Tag ausgelaufen. 

 

Mehrere Häuer, eine "Kür" oder "Paß" genannt, arbeiten immer mitsammen "vor Ort" oder im "Abbau" oder "Verhau". Die obere und untere Begrenzung eines Stollens oder einer Strecke heißt Firste und Sohle, die beiden seitlichen Flächen Stöße oder Ulme. Eine Strecke kann im "Liegenden" oder "Hangenden" einer Lagerstätte aufgefahren, sie kann söhlig oder tonlägig (geneigt) sein, als Gesenk oder Aufbruch oder Überhau geführt werden. Ein Querschlag ist eine Strecke, die die Lagerstätte verquerend anfährt. Ein Schacht wird "abgeteuft" oder von einer tieferen Sohle aus "aufgebrochen", er kann saiger- oder tonlägig sein. "Füllort" und "Zubaustrecke" schließen in der Grube, die "Hängebank" obertag an den Schacht an. Eine Lagerstätte kann ihrer Gestalt nach ein Gang, Lager, Flöz, Stockwerk oder Butzen oder Nest sein, Geht ein Flöz zu Tage aus, so beißt es aus. Die Ausbisse von Gängen zeigen meist die Erscheinung des "Eisernen Hutes".

 

Diese und noch viele andere Ausdrücke gebraucht der Bergmann bei seiner Arbeit heute noch ständig und einen Begriff von der Fülle und dem Reichtum der Bergmannsprache bekommt man erst, wenn man die dickleibigen Bände der bergmännischen Wörterbücher durchblättert.

(Quellennachweis: "Der Steirische Erzberg und seine Umgebung", Ein Heimatbuch, 2.Band, zusammenstellt von Dr. Eduard Stepan, Wien 1924)

 

"Die Himmelslucka"

 

Ein altes Krippenlied der Vordernberger Knappen

 

Gehts, Buama, stehts gschwind auf zun Hüatn

und schauts ma das Wunderding an !

Was hat's denn da druntn für a Liachtn ?

Gehn ma abi und schau man gschwind an.

Wird sein an Kometstern !

Bua Adam, i glaubs gern.

Es wird halt bedeutn an Kriag.

Und wanns a so sein sollt, so geh ma,

wer woaß, was uns öppa no gschiacht !

 

In Himmel, da siach i a Lucka,

viel tausend san firti auf d'Roas,

wann's tatn auf uns zuwa rucka,

daß an iader sein Stöckn glei woaß !

Buam, dort kommt schon oaner !

Und dös is koan gmoaner !

Hat an a ganz wunderschöns Kload !

Hiaz san ma nur muati und fragn ma,

schauts, was er uns Neus öppa soat.

 

Gehts, Buam, machts enk firti und gehn ma,

wolln schaun, daß ma's Kindl derfragn,

auf Bethlehem war's halt zun schönern,

da wissertn's uns öppa schon zsagn.

Bua Hiasl, geh voran !

In denk ma's ja eh schon !

Mir san schon ganz nachat dabei !

Ja, Seppl, du hast as derratn !

Da liegt schon das Kind auf'n Heu !

 

Was wollt i mi harbn, zun Dunner,

was ham ma vergessn, hants Buam ?!

Ham koaner koan Opfer mitgnumma,

hiazt kemma ma larer dazua !

Fürs Buaberl was z'Essen !

Hätt bald drauf vergessn !

Und i nimm a Ranzerl voll Gwand.

An etli Maß Müli in an Plutzer,

daß's deanda auf d'Feiertag was habma.

 

I bin mit mein Sacherl beinander,

han's Ranzerl schon dada bei mir.

Gott grüaß enk von Herzen allsander,

hiazt fall ma grad nieder auf d'Knia.

Tua's Ranzerl aufmacha !

Das Büaberl wird lacha !

Mir hat's das schön Handerl schon geb'n !

Der Plutzer voll Milch ghört der Muata,

sie wird da schon was davon geben.

 

Was toan ma halt nu den kloan Büaberl ?

I woas ma vor Freud net wo aus !

Der Heiland is wordn unser Brüaderl,

wolln pfeiffn an Almrischen auf !

Geh, Hiasl, nimm d'Peiffn !

I tua schon drum greiffn.

Und i laß mein Dudlsack dröhn.

Aft singa ma oans bei dein Kripperl,

danach ham ma Zeit, daß ma gehn !

 

Herr Jesu, mir falln da zu Füaßn,

verleih uns die göttliche Gnad.

Wann mir von der Welt scheiden müaßn,

daß an iader in Himmel g'wiß hat.

Wir wolln dich stets preisen,

und das zu beweisen,

mir schenkn da's Herz zun an Pfand !

Das laß ma da da bei dein Kripperl,

und mir müaßn wieder aufs Land.

 

Das Lied hat uns Herr Helmut Pichler aus der Böhlerstraße 16 in Vordernberg freundlicher Weise zur Verfügung gestellt.

(Die Knappschaft Vordernberg hat dafür Herrn Helmut Pichler mit der

Ehrennadel der Hl. Barbara ausgezeichnet).

 

Dieses uralte Hirtenlied wurde von Viktor Zack Ende der Achtzigerjahre des vorigen Jahrhunderts aufgenommen aus dem Munde eines 70.-jährigen Bergarbeiters, der 30 Jahre vorher von einer Lawine schwer verletzt worden war und seitdem das Bett nicht mehr verlassen konnte. Zack war seinerzeit Volksschullehrer in Vordernberg und hat dabei unzählige Volkslieder gesammelt.

 

Die alten fünf Bergwünsche

1.

Glück auf ! und Glück mein

über Stock und über Stein

über Rauh und über Glatt

wo der Gang sein Streichen hat.

2.

Glück auf ! und Glück nieder

der Bergmann kommt wieder

durch Finster und durch Licht

wo sein Erzlager bricht.

3.

Glück auf ! und Glück aus

das Flöz beißt aus

mit eisernem Hut

ist's dem Bergmann recht gut.

4.

Glück auf ! und Glück ab

das Stockwerk baut ab

gewinnt es auf Straßen

verhaut eure Massen.

5.

Glück auf ! und Glück voll

baut nur auf Gratwohl

bei Nestern und Butzen

will's selten viel nutzen.

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S'BARBARAKREIZ 

von Bergmann Adolf Lampl

 

Von Vordernberg aufa in die Krumpn do drennt

führt a Wanderweg umi den wohl fost jeder kennt

a Stund geht's bergauf und dann wieder tolseits

und genau auf dem Plotz do steht's Barbarakreiz.

A Kreiz das dem Bergbau und der Hl. Barbara geweiht

weil Erz obaut worn is vor sehr langer Zeit.

Zwor net gor so vül wia am Erzberg do drob'n

aber anscheinend g'nua, um unsere Schutzfrau zu lob'n.

So lang i kann denk'n, steht dos Kreiz immer do

und das heit do wos g'schiacht, san ma olle recht froh.

A Barbarastatue aus steirischem Stohl

soll alle erfreuen, die do stengan amol

gegossen wurde sie mit ganz großer Hitz

aus Erz auch vom Erzberg, bei der Vöest drauss'n in Linz.

Und befestigt ist sie jetzt und d'rauf san ma stoiz

auf an wunderschean Kreiz aus steirischem Hoiz.

D'rum denke daran liaba Wandersgesell

wenn du do Rost mochst, bist an ana besonderen Stell !

 

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Glück auf !

ooooooooooooooooooo

 

So heißt des Bergmanns Wort.

Das schallt zu allen Zeiten fort.

Er spricht's, wenn er zum tiefen Schacht

hinunterfährt in schwarzer Tracht,

und  wenn er steigt zu Tage auf,

so ruft sein Mund das Wort

Glück auf !

 

Glück auf !

Klingt nach vollbrachter Schicht,

des Bergmanns Gruß, kehrt er zum Licht.

Und feiert dann, das ist das Beste,

nach harter Arbeit, frohes Feste

Glück auf !

 

Glück auf !

Darum zu aller Zeit

in Trauer und in Freudigkeit,

in Gottes heller Sonnenpracht,

im rabenschwarzen Felsenschacht.

Ob's nun hinab, ob's nun hinauf,

des Bergmannswort, es heißt

Glück auf !

 

Glück auf !

Der Bergmann im schwarzen Gewande

so einfach und schlicht

Trägt Erz aus der Grube, man achtet ihn nicht,

holt Schätz' aus der Erde von Silber und Gold

Für sich hat er kaum wohl das tägliche Brot.

Wo nähmst Du, oh Welt, Deine Schätze wohl her

Wenn tief in der Grube der Bergmann nicht wär ?

Drum ehret und achtet der Bergleute Stand !

Der Bergmann sei stets mit Achtung genannt.

Glück auf !

 

Dieses Gedicht stammt von unserem Ehrenhäckelträger Dr. Mag. Franz Vorderwinkler

 

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